#Kurzgeschichte, #Amanda Frost
Amanda Frost die Autorin von Endless, der Quebeckreihe , der Totreihe und der Sternen Reihe. Wer die Sternen Reihe verfolgt hat, da geht es um einen Planen namens Sirius und dort gibt es Roboter mit Gefühl. Genau da hat Amanda angesetzt und über den so manchen lieb gewonnenen Roboter Melvin, eine kleine Geschichte gezaubert.
Hoffnungslos verliebt
Bei der Geschichte handelt es sich um abgeschlossenes Bonusmaterial zu meinen Büchern. Aber keine Sorge, man kann sie auch lesen, wenn man Siria nicht kennt. Dazu eine kurze Erklärung: Siria ist ein bewohnter Planet im Weltall, dessen Natur ein Kaleidoskop der Farben zu sein scheint – geprägt von violetten Wäldern, roten Wiesen und einem wolkenlosen, grünen Himmel. Ein penetranter Eukalyptusgeruch tränkt unablässig die Atmosphäre und versetzt die friedliebenden Bewohner tagaus, tagein in eine berauschende Hochstimmung.Doch wo Licht ist, da ist dummerweise auch Schatten. Denn aufgrund akuten Frauenmangels ist der kleine Planet vom Aussterben bedroht. Aus diesem Grund wurden männliche Außerirdische auf die Erde entsandt, um Frauen anzulocken.Jana ist die erste Frau, die den Sprung ins kalte Wasser gewagt hat und von der Erde nach Siria umgesiedelt ist. Was nicht ohne Konsequenzen bleibt, denn auf Siria sind ein paar Roboter beheimatet, die aufgrund einer speziell programmierten Software menschliche Gefühle entwickeln. Melvin ist eine dieser Maschinen:Melvin kauerte nachdenklich in der Ecke der ausladenden Garage. Er liebte Jana, mehr als je ein Roboter einen Menschen zuvor geliebt hatte. Und sein geruhsames Roboterleben war so richtig aus den Fugen geraten, seit diese tolle Frau auf seinem Heimatplaneten Siria aufgetaucht war. Doch dummerweise hatte die Frau seiner Träume nur Augen für Melvins Schöpfer Simon, einen verkorksten Informatiker, der die meiste Zeit seines Lebens vorm Computer verbrachte. Zugegeben, Simon war ein wahres Genie. Weswegen dieser vermutlich auch so eine tolle Frau abbekommen hatte. Und so blieb einem einfachen Roboter wie Melvin zwangsläufig nichts anderes übrig, als in die Röhre zu gucken.Doch er würde allen beweisen, was tatsächlich in ihm steckte. Er würde Jana jeden Wunsch von den Augen ablesen, völlig gleich, ob er dabei seine Speicherbänke überlastete. Sie würde ihr allererstes Weihnachtsfest auf Siria verbringen, und da es auf Siria Weihnachten im herkömmlichen Sinne nicht gab, musste er aktiv werden. Er wollte ihr diesen Tag so schön wie eben möglich gestalten. Aber wie?Er war schließlich auch nur eine Maschine, gefangen in der Möglichkeit seiner Prozessoren. Die natürlich durch Simons fachkundige Hilfe ausgereifter waren als das Gehirn manches Sirianers.Was hatte Jana ihm noch mal erzählt?Wie wurde Weihnachten auf der Erde zelebriert? Weihnachtsbäume! Glocken! Musik! Plätzchen! Und Schlittschuh laufen! Was natürlich eine Mission Impossible war, bei einem Planeten, auf dem grundsätzlich tropische Temperaturen herrschten. Aber er war von dieser Vorstellung geradezu gefangen. Genau wie von Jana – seit er sie zum ersten Mal nackt gesehen hatte. Ihre süßen Brüste, die schmale Taille, die schlanken wohlgeformten Oberschenkel, zwischen denen sich …Ach Fuck! Er durfte darüber eigentlich gar nicht nachdenken. Doch seit er Jana und Simon beim Sex beobachtet hatte, bekam er das Thema einfach nicht mehr aus dem Kopf. Sorry, aus dem Arbeitsspeicher natürlich! Und seitdem hegte er den Wunsch, ebenfalls solche Gefühle ausleben zu dürfen. Aber er war nun mal nicht für körperliche Freuden konzipiert. Keine Blutzirkulation in den unteren Gefilden. Keine Zunge oder Lippen, mit denen er Jana zum Wahnsinn treiben konnte.Okay, ein paar Finger. Aber waren die verdammten Blechteile zärtlich genug? Prüfend hielt er eine Hand vors Gesicht. Ein blechernes Knirschen war zu hören, als er die Finger bewegte. Na herrlich! So viel zum Thema Erotik.Natürlich, er musste Simon jeden Tag auf Knien danken, dass er ihm überhaupt Gefühle eingehaucht hatte. Ihn von einer stumpfsinnigen Maschine in ein denkendes Wesen verwandelt hatte. Aber Simon auf Janas nacktem Körper zu sehen. Zwischen ihren Schenkeln. Ihr Stöhnen zu vernehmen. Oh Mann! Wie sollte ein verliebter Roboter so etwas wegstecken? Das war schon verdammt starker Tobak!Wegstecken … Hahaha, sehr witzig! Wo gingen seine Gedanken nur hin. Vergiss es! Denk noch nicht mal daran!, rief er sich zur Ordnung.Wie schon erwähnt, er war eine Maschine. Hatte ihn nicht jemand letztens unverschämterweise sogar als Küchenmaschine betitelt? Phhhh! Es wurde immer besser. Kuchenteig rühren und kneten. Natürlich. Als hätte er nichts anders im Sinne. Und egal, wie oft Jana ihm erklärte, dass das eine Ehre wäre, für eine Küchenmaschine als Namenspate zu fungieren. Er glaubte es ihr einfach nicht. Jawohl! Obwohl er den Duft von frisch gebackenem Kuchen liebte.Aber egal! Er war nicht dazu geschaffen worden Knetteig anzurühren oder Eintopf zu kochen. Er war zu Höherem geboren. Gut, er wienerte jeden Tag das Haus, bis es glänzte wie ein Diamant. Aber kochen und backen. Never! Ever! Na ja, außer an Weihnachten, da würde er Jana zuliebe mal eine Ausnahme machen.Mit einem blechernen Scheppern rappelte er sich auf und schlurfte aus der Garage. Seinem gängigen Nachtquartier, denn das frisch verliebte Paar benötigte jede Menge Privatsphäre. Aber einer Sache war sich Melvin sicher. Auch wenn Simon Jana regelmäßig beim Sex in schwindelnde Höhen führte, würde dieser weltfremde Informatiker nie und nimmer daran denken, seiner geliebten Frau ein Weihnachtsfest zu bescheren. Also war die Intelligenz – und man höre und staune – das Einfühlungsvermögen einer sogenannten Maschine gefragt.Ha! Er würde seinen Schöpfer übertrumpfen. Janas Liebe gewinnen. Ihr einen Abend bereiten, den sie niemals vergessen würde. Und dann … Nun, er hatte keine Ahnung. Vermutlich würde er sich hinterher wieder in die Garage zurückziehen, und aufgrund seines extrem ausgeprägten Hörsinns daran teilhaben, wie Simon im Schlafzimmer Jana den Himmel auf Siria bescherte. Ach verflucht! Das alles war einfach eine Sackgasse.Aber egal! Jana war die Liebe seines Lebens, dann eben auf platonische Art und Weise. Sie sollte ihr Weihnachtsfest bekommen. Gesagt – getan! Er trottete in die Küche und krempelte im sprichwörtlichen Sinne die Ärmel hoch.Als Jana am Heiligabend – nach einem Besuch bei ihren Schwiegereltern – das kugelförmige, silberne Haus betrat, glaubte sie zu träumen. Lächelnd schlug sie sich eine Hand vor den Mund. Ein gigantischer Weihnachtsbaum thronte mitten im Wohnzimmer! Gut er hatte violette Zweige, und anstelle von Weihnachtskugeln war er mit den seltenen sirianischen Leuchtfrüchten geschmückt. Einer saftigen süßen Frucht, die irgendwo zwischen Ananas und Mango anzusiedeln war und bei Nacht gemütlich vor sich hinschimmerte. Aber ansonsten war der Baum wunderschön. Darunter verharrten einige Päckchen.Eins, das von einer großen roten Schleife geziert wurde, rannte geschäftig im Wohnzimmer umher. Ein paar geringelte Füßchen schauten aus dem Päckchen heraus. Das konnte doch nur ein Andromedaigel sein, der mit seiner hellseherischen Veranlagung behände jedem Hindernis auswich, obwohl er sich aufgrund der Verpackung im Blindflug befand.Jana gluckste vergnügt und blickte sich suchend um. Eddie, das Igelchen, das ihre Schwiegermutter ihr zur Hochzeit geschenkt hatte, war weit und breit nicht in Sicht. Lächelnd schüttelte sie den Kopf. Simon brachte es tatsächlich immer wieder fertig, sie zu überraschen. Diese Art von Humor hätte sie ihm nie und nimmer zugetraut. Eddie in ein Weihnachtsgeschenk zu verwandeln. Wie genial war das denn?In diesem Moment kitzelte ein verführerischer Duft ihre Nase. Sie konnte es kaum fassen: Es roch in der Tat nach Plätzchen, auch wenn ein leichter Eukalyptusgeruch herausstach. Ihre Blicke schweiften durch den Raum. Und tatsächlich, auf dem Wohnzimmertisch ruhte eine gigantische Schüssel, voller Gebäck. Es erinnerte mit seinen Formen an kleine Asteroiden und sah einfach entzückend aus. Schmunzelnd stürzte sie darauf zu und stopfte sich eins der Plätzchen in den Mund.Mmm, lecker!Genüsslich kauend schaute sie um sich. Auf dem Sofa tobten die beiden Mondbärchen herum, die mit wachen Augen und wechselnder Fellfarbe gierig die Schüssel mit dem Weihnachtsgebäck beäugten. Ansonsten war das Wohnzimmer verwaist.Da ertönte leise Weihnachtsmusik, bevor Melvin auf der Bildfläche erschien. Lautstark kichernd sank Jana auf einen Sessel. Melvin hatte sich in einen von Simons Anzügen geworfen und sah einfach zum Schreien aus. Die Lichter der Leuchtfrüchte spiegelten sich auf seinem metallisch glänzenden Schädel. Eine Krawatte baumelte an seinem dünnen Hals. Nur Simons Schuhe schienen ihm nicht gepasst zu haben, denn seine stählernen Quadratlatschen linsten unter der viel zu langen Hose hervor.In diesem Moment kam Simon die Stufen herabgestürzt, bremste dann allerdings am Fuße der Treppe abrupt ab und schaute hektisch um sich. Jana sprang augenblicklich auf, stürzte auf ihn zu, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. „Ich liebe dich, Simon. Und ich danke dir!“, flüsterte sie ihm glücklich ins Ohr. „Du hast mich völlig überwältigt. Nie und nimmer hätte ich damit gerechnet, dass du an Weihnachten denkst.“Fassungslos beäugte Melvin das Geschehen.Ja, war denn das die Möglichkeit!Wer hatte das denn alles organisiert und war tagelang über den Planeten gehetzt, auf der Suche nach Geschenkpapier? Und hatte dann letztendlich völlig verzweifelt aus Simons Hemden ein paar größere Stoffstücke herausgeschnitten, um Janas Geschenke einzuwickeln.Kein anderer als er! Melvin!Er hatte den Aufwand gehabt und Simon heimste die Lorbeeren ein, in Form von leidenschaftlichen Küssen und Umarmungen. So hatte er sich das weiß Gott nicht vorgestellt. Verdrossen beäugte er die zwei hochgewachsenen, dunkelhaarigen Personen. Und musste sich zu seinem Leidwesen eingestehen, dass die beiden – zumindest vom Aussehen her – das perfekte Paar abgaben. Janas große dunkle Rehaugen funkelten vor Begeisterung, und sie sah mal wieder zum Anbeißen aus. Dumm nur, dass ihre ganze Konzentration auf einen weltfremden Computerfreak gerichtet war.„Aber ich …“, stotterte der Freak perplex, während er die strahlende Jana ein Stück von sich schob. „Ich habe doch gar nichts …“Verwunderung machte sich augenblicklich auf Janas Gesicht breit – dann ein Hauch Enttäuschung. Und in diesem Moment wusste Melvin, was er zu tun hatte. Scheiß drauf! Sie sollte glücklich sein. Das war alles, was zählte!„Jana,“ brachte er sich schnell ein, bevor Simon noch die Wahrheit ausposaunte. „Hat Simon sich heute nicht selbst übertroffen? Gut, ich habe ihm ein wenig unter die Arme gegriffen, aber die Idee kam einzig und allein von deinem dich liebenden Ehemann.“Simon schnappte überrascht nach Luft und wollte etwas erwidern, doch Melvin unterbrach ihn erneut. „Nein, Simon, du darfst dein Licht nicht immer unter den Scheffel stellen. Du hast den Hauptanteil geleistet. Ich war nur ein kleines Helferlein. Deiner Frau eine so tolle Überraschung zu bereiten, ist wahrlich eine Glanzleistung. Jana würde es zwar nie zugegeben, aber sie hätte Weihnachten sicherlich fürchterlich vermisst.“Simon schluckte, kam aber nicht dazu, die Dinge klarzustellen, da Jana ihn erneut voller Leidenschaft küsste. „Simon, was würde ich nur ohne dich machen?“, krächzte sie. Sie räusperte sich. Vor Überwältigung schien ihr die Stimme abhandengekommen zu sein. „Ich habe dich tatsächlich unterschätzt. Nie und nimmer hätte ich vermutet, dass du mir eine solche Freude bereiten würdest. O Simon, dafür liebe ich dich umso mehr.“ Erneut fiel sie ihrem Ehemann um den Hals. Der Jana nun packte und an sich zog, während er Melvin über Janas Schulter hinweg ein dankbares Nicken und ein Augenzwinkern zuwarf.„Ich geh dann mal wieder in die Küche“, murmelte Melvin und stapfte mit hängenden Schultern von dannen. Resigniert sank er wieder in die Ecke der Garage. Was war nur los mit ihm? Er hatte es einfach nicht übers Herz gebracht, seinen Herrn und Meister bloßzustellen. Ob Simon bei der Programmierung irgendeinen Chip installiert hatte, der Melvin verbot, seinem Schöpfer etwas Böses zu tun? Er wusste es nicht. Aber egal. Hauptsache, Jana hatte ihr Weihnachtsfest. Er ließ den Kopf zwischen die Knie sinken und stellte sich auf eine todlangweilige Nacht ein.Da flog die Garagentür auf und Simon stand darin. „Melvin, ich danke dir“, flüsterte er. „Du hast mir eine riesengroße Blamage erspart. Himmel, Jana freut sich wie ein kleines Kind. Wie komme ich nur jemals wieder aus deiner Schuld heraus?“„Ach, ist schon gut“, winkte Melvin ab. „Wenn Jana glücklich ist, bin auch ich glücklich.“Simon kam langsam ein paar Schritte auf ihn zu und ging neben ihm die Hocke. „Melvin, ich weiß. Wir beide sind dummerweise in ein und dieselbe Frau vernarrt. Aber ich bin mir sicher, dass Jana dich genauso sehr liebt wie mich. Nur auf eine etwas andere Art eben.“Überrascht blickte Melvin auf. „Wirklich?“Simon nickte. „O ja. Sie war am Boden zerstört, als sie damals dachte, sie würde auf der Erde bleiben und dich nie mehr wiedersehen.“Melvin konnte das Gehörte kaum fassen. „Wow!“, hauchte er ehrfurchtsvoll. „Aber du darfst sie küssen und anfassen, und … Ach, egal. Ich kann das alles nicht.“Simon kratzte sich nachdenklich am Kopf. „Stimmt. Weißt du was, Melvin. Ich frage mich gerade, warum eigentlich alle Haushaltsroboter auf Siria männlicher Natur sind. Ich werde mal meinen guten Draht zum Regierungsrat spielen lassen und den Vorschlag einbringen, doch in Zukunft ein paar weibliche Roboter zu produzieren. Und den allerersten Prototyp reserviere ich für dich. Na, was meinst du?“Nun war Melvin sprachlos. „Das wäre der Wahnsinn!“, stammelte er schließlich.Simon sprang grinsend auf. „Prima, dann hätten wir dieses Problem ja auch gelöst. Und nun komm!“ Er streckte Melvin die Hand entgegen. „Jana wartet auf uns. Du feierst selbstverständlich mit uns zusammen Weihnachten. Du gehörst schließlich zur Familie.“Melvin griff nach Simons Hand und sprang auf. Glücklich tappte er hinter seinem Schöpfer her.Ein wundervoller Weihnachtsabend konnte beginnen.
Vielen lieben Dank Amanda!
Der Text ist geistiges Eigentum des Autors und daher liegt das Copyright bei dem Autor.
Ist er nicht einfach zum liebhaben 💜
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oh ja ich würde ihn sofort adoptieren.
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